Neues aus Kuba
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Papst Franziskus reist am Samstag (19.) zu einem Besuch nach Kuba. Er ist das dritte katholische Kirchenoberhaupt, das den sozialistischen Inselstaat besucht. Das Land setzt große Hoffnungen in den Besuch. Mit Spannung erwartet man, ob der Papst Kritik an der Repression gegen Oppositionelle äußern wird. Eine Messe am Sonntag auf dem Revolutionsplatz in Havanna wird ein Höhepunkt der Reise sein, zu dem 300.000 Menschen erwartet werden. Die Regierung verpflichtete viel von ihnen zum Besuch, eine große Zahl wird aber aus freien Stücken zu der Messe gehen. Die Regierung lässt seit Wochen Tribünen bauen, die großen Straßen werden mit gelb-weißen Fahnen des Vatikans geschmückt. Am Rande des Revolutionsplatzes ziert ein riesiges Jesus-Bild die Nationalbibliothek mit der Aufschrift "Vengan a mí" - "Kommt zu mir". Bei seiner bis Dienstag dauernden Kubareise besucht Franziskzus außerdem Holguin und Santiago de Cuba. Anschließend geht es weiter in die USA. Innerhalb relativ kurzer Zeit ist das bereits der dritte Papstbesuch auf der Karibikinsel. 1998 forderte Johannes Paul II, dass "Kuba sich der Welt öffnen und die Welt sich für Kuba öffnen" möge, was sich jetzt nach 17 Jahren zu erfüllen scheint. Benedikt XVI hatte in den Ansprachen bei seinen Besuch 2012 immer wieder das Wort "Freiheit" benutzt, fand aber keine Zeit für ein Treffen mit Regimekritikern. Nach beiden Besuchen führte die kubanische Regierung christliche Feste wieder als gesetzliche Feiertage ein: seit 1998 wird auf Kuba am 25. Dezember offiziell Weihnachten gefeiert und seit 2012 ist der Karfreitag ein Feiertag. Wenn Franziskus heute nach Kuba kommt, setzen die Christen in Kuba hohe Erwartungen in ihn. Sie hoffen auf mehr Freiheiten und eine weitere Annäherung zwischen Havanna und Washington. Die Videobotschaft des Papstes, die das kubanische Staatsfernsehen gestern ausstrahlte, wurde deshalb aufmerksam verfolgt, auch wenn Franziskus darin hauptsächlich religiöse Themen ansprach. Die katholische Kirche und Kuba sind durch eine wechselvolle Geschichte miteinander verbunden. Die Kirche kam im 16. Jahrhundert mit dem spanischen Kolonialismus nach Kuba und über fünf Jahrhunderte spielte die Katholizismus eine wichtige Rolle im Leben des Landes. Nach dem Sieg der Revolution 1959 erklärte Jesuitenzögling Fidel Castro Kirchen, katholische Schulen und Krankenhäuser zum Staatseigentum und verwies 130 Priester und einen Weihbischof des Landes. Die katholische Kirche galt als Verbündeter der entmachteten politischen und wirtschaftlichen Führungsschicht und wurde zum Rückzugsort der Opposition. Antireligiöse Maßnahmen sollten den kirchlichen Einfluss reduzieren und bis 1975 ging der Anteil der Katholiken an der kubanischen Bevölkerung um die Hälfte auf 35 % zurück. Von 1975 bis 1992 definierte sich die Karibikinsel als atheistischer Staat. Nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. 1998 folgten erste Annäherungen. 2010 trug Kardinal Jaime Ortega, Erzbischof von Havanna, entscheidend dazu bei, 52 Dissidenten aus dem Gefängnis zu befreien, die 2003 während des "Schwarzen Frühling" verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen verurteilt wurden. Mittlerweile nimmt die katholischen Kirche eine wichtige Funktion als Vermittler bei Wirtschafts- und Sozialreformen ein. So übernahm der Vatikan Ende 2014 die Initiative bei der historischen Annäherung zwischen Havanna und Washington. Der Papst schrieb Briefe an Barack Obama und Raúl Castro und Rom war damals Treffpunkt für erste Vorverhandlungen. Präsident Castro ist bewusst, dass ohne die Untersützung kirchlicher Einrichtungen der kubanische Sozialstaat vielerorts am Ende wäre. Abseits der Touristenströme leben viele Mensche auf Kuba in tiefer Armut. Castro hat auch die beiderseitigen Vorteile erkannt, die eine strategische Partnerschaft zwischen Kirche und Staat bietet. Unterstützt die Kirche den schwierigen Versuch Kuba ohne grundsätzliche Veränderungen zu reformieren, tritt aber weiterhin als nur mäßig mit der Macht verbündeter Protagonist auf, ist beiden Seiten gedient. So fehlen auf Franziskus' Besuchsprogramm politisch brisante Termine, auch das angekündigte Treffen mit Fidel Castro ist noch unbestätigt. Beim heutigen Papstbesuch erwartet man von Regierungsseite vor allem eins: Franziskus soll die Jugend zum Bleiben bewegen. Selten setzte ein Land so viele unterschiedliche Erwartungen in eine Papstvisite: So ist bei Kommunisten wie Katholiken die "Esparanza", die mit dem Papstbesuch verbunden wird, sehr groß, vielleicht zu groß.
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Text: Leon Latozke
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