Das kubanische Justizministerium hat erstmals eine Geburtsurkunde ausgestellt, auf der ein Kind zwei Mütter hat - ein bisher beispielloser rechtlicher Vorgang auf der Insel.

Kuba erlaubt erstmals die Eintrageung eines Kindes mit zwei Müttern ins Geburtenregister (Bildquelle: asere.vom © Dachelys Valdés + Hope Bastian)
Nachdem fast ein Jahr lang der Prozess zur Eintragung ihres Sohnes Paulo in das kubanische Zivilregister begonnen hatte, erhielten Dachelys Valdés und Hope Bastian endlich eien Geburtsurkunde, in der beide als Mütter erscheinen, berichtete der Blog Q de Cuir.
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Das kubanische Justizministerium (MINJUS) begründete den bisher beipiellosen Vorgang damit, dass "die Eintragung unter beiden Müttern erfolgt, da es sich um eine doppelte Mutterschaft handelt, mit rechtlicher Unterstützung durch Artikel 7 der Verfassung der Republik Kuba, der auch das Recht anerkennt, eine Familie zu gründen, unabhängig von ihrer Organisationsform, und der das Wohl des Kindes und sein Recht auf Eintragung schützt".
"Wir wollten absolut offen über unsere Beziehung sein und uns nicht verstecken“, wird Paulos Mutter Hope Bastian in den Medien zitiert. „Wir wollten nicht, dass unser Sohn Vorurteilen ausgesetzt ist.“ Seit 2017 ist die US-Anthropologin mit der kubanischen Psychologin Dachelys Valdés verheiratet. Weil es in Kuba keine Ehe für alle gibt, heiratete das Paar im US-Bundesstaat Florida. Dort erblickte Paulo Cesár Bastian Valdés am 19. Mai 2019 auch das Licht der Welt, nach einer künstliche Befruchtung, die für ein Frauenpaar in Kuba fast unmöglich ist. |
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Paulos Geburtsurkunde (Bildquelle: Q de Cuir © Q de Cuir)
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In den Vereinigten Staaten begann das Paar den Prozess, Paulo als Sohn eines kubanischen Staatsbürgers zu registrieren, der außerhalb der Insel geboren wurde.
Kuba hat ein gespaltenes Verhältnis zu gleichgeschlechtlichen Beziehungen. Nach dem Sieg der Revolution 1959 drohte Homosexuellen Straflager, wo sie durch harte Arbeit auf den „rechten, sozialistischen Weg“ gebracht werden sollten. Heute müssen Homosexuelle in Kuba weniger Diskriminierung fürchten. Mariela Castro, die Tochter von Ex-Präsident Raúl Castro, führt das Nationale Zentrum für Sexualerziehung (Cenesex) und gilt als Vorkämpferin für die Rechte von Schwulen, Lesben und Transsexuellen. So gibt es in Santa Clara im Zentrum des Landes seit mehr als 30 Jahren den legendären Schwulenclub El Mejunje. Schon als junger Parteisekretär hielt der aktuelle Präsident Miguel Díaz-Canel seine schützende Hand darüber. Ohne die Eheschließung zwischen Frauen anzuerkennen, genehmigte das kubanische Justizministerium die Eintragung zweier Mütter wie in der ursprünglichen Geburtsurkunde, die in dem Krankenhaus in Florida ausgestellt wurde. "Der Entscheidung zufolge ist die Abstammung ein juristisches Element, das auf der Biologie basiert, und unsere Gesetze erkennen ein Kind von zwei Müttern nicht an, aber gleichzeitig räumte man ein, dass das kubanische Zivilstandsgesetz mehr als 30 Jahre alt ist, so dass es nicht mit der aktuellen Familienstruktur übereinstimmt", erklärt Valdés gegenüber Q de Cuir Paulos kubanische Geburtsurkunde bestätigt nach Ansicht der Mütter, dass die Gesetze im besten Interesse des Kindes handeln, dass die kubanische Verfassung die Tatsache schützt, dass die Menschen ihre Familien so bilden, wie sie es wünschen, und dass sie aus keinem Grund diskriminiert werden dürfen. Für Hope ist dies "ein sehr wichtiger Schritt, denn es ist das erste Mal, dass der kubanische Staat anerkennt, dass es Kinder mit zwei Müttern geben kann. Heute akzeptiert der Staat, dass die kubanischen Familien viele verschiedene Formen haben, die legitim und legal sind".
Quelle: Q de Quir (https://t1p.de/1zqg)
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