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Detlef Wildt kurz vor seinem Tod in Kuba. Seit zwei Monaten liegen seine sterblichen Überreste in der Gerichtsmedizin in Havanna (Bildquelle: Saarbrücker Zeitung (SZ) © Regina Schlösser)
Die Saarbrücker Zeitung enthüllt die verzweifelte Odyssee von Regina Schlösser, die seit zwei Monaten um die Überführung ihres verstorbenen Mannes aus Kuba kämpft.
Die Saarbrücker Zeitung (SZ) berichtet über die zutiefst tragische Geschichte von Regina Schlösser, die seit zwei Monaten um die Überführung ihres Mannes aus Kuba kämpft. Am 8. März 2024 verstarb ihr Ehemann, Detlef Wildt, im Alter von 71 Jahren während einer gemeinsamen Studienreise durch Kuba. Seitdem befindet sich seine Leiche in der Kühlkammer des Gerichtsmedizinischen Büros in Havanna, während Schlösser im saarländischen Riegelsberg fassungslos und hilflos zurückbleibt.
Regina Schlösser schildert der SZ ihre verzweifelte Lage: "Die Leiche meines Mannes liegt immer noch in der Gerichtsmedizin in Havanna. Seit fast zwei Monaten." Sie beschreibt die quälenden Tage des Wartens und der Ungewissheit, während sie zwischen E-Mails, Anrufen und bürokratischen Hürden gefangen ist. "Beerdigung, Abschied nehmen, Trauerarbeit: zwei Monate lang nicht möglich. Ich arbeite nur noch", gesteht die 69-Jährige der SZ. Die Ereignisse, die zum Tod von Detlef Wildt führten, sind von tragischer Natur. Schlösser erinnert sich an den letzten Moment, den sie mit ihrem Mann verbrachte, als sie beide am karibischen Strand in Cayo Santa María waren. "Wir haben wir kurz vorher noch ein paar Fotos gemacht. Wir waren beide zum ersten Mal in unserem Leben in der Karibik schwimmen", sagt Regina Schlösser. "Da war ein leichter Wellengang im Wasser", erzählt sie, "plötzlich hatte ich nur noch eine Hand meines Mannes aus dem Wellenberg gesehen, ich habe gerufen, dann war er weg." Sie ging Strand entlang, sucht ihren Mann, bis "ich einen Rücken und eine blaue Badehose im Wasser sah." Mit Hilfe eines Mannes zieht sie ihren Mann aus dem Meer, "er hatte schon einen ganz blauen Kopf, ich wusste, da ist nichts mehr zu machen. Wir haben versucht, ihn wiederzubeleben, aber es war aussichtslos, er war schon tot". Die bürokratischen Hürden, mit denen Schlösser nach dem Tod ihres Mannes konfrontiert war, verschärften ihre ohnehin schon schwierige Situation. Sie musste sich mit der örtlichen Polizei auseinandersetzen und eine Obduktion durchführen lassen. "Es war ein Herzinfarkt gewesen" heißt es schließlich von der kubanischen Rechtsmedizin, berichtet sie der SZ. Unklar sei nur, ob er vorher Wasser geschluckt hatte und dann den Infarkt bekam - oder umgekehrt. Im Obduktionsbericht, dessen Ergebnis Schlösser mittlerweile schriftlich vorliegt, steht nichts mehr von einem Herzinfarkt, nur: Ersticken, Wassereinbruch und Ertrinken im Meer, und es heißt: Unfall. "Letztendlich wissen wir nicht, woran er gestorben ist." Besonders belastend war für Schlösser die Tatsache, dass sie alleine in Kuba war, ohne die Unterstützung von Verwandten oder deutschen Behörden. "Ich habe alles alleine regeln wollen", sagt sie, "aber die Reiseleiterin versicherte mir, die Botschaft werde sich um alles kümmern." Erst durch die unerwartete Hilfe eines Trauma- und Schocktherapeuten, der sich in ihrer Reisegruppe befand, fand sie etwas Trost und Unterstützung. Zurück in Deutschland - sie musste Kuba nach Ablauf ihres Visums verlassen - informiert Regina Schlösser am 13. März schriftlich den Reiseveranstalter, das Bestattungsunternehmen an ihrem Wohnort und kontaktiert telefonisch die Reisekrankenversicherung Axa. Sie telefoniert mit der deutschen Botschaft in Havanna, um zu erfragen, was mit dem Leichnam ihres Mannes geschehen würde. Und erfährt, dass Asistur, ein kubanischer Dienstleister, für die Überführung zuständig sei und nicht die Botschaft. Sie wird darauf hingewiesen, dass ein deutsches Bestattungsunternehmen den Kontakt zu Asistur herstellen solle. Unverzüglich reicht ihr Bestattungsunternehmen einen Antrag auf Einäscherung ihres Mannes sowie die Ausstellung einer internationalen Sterbeurkunde bei Asistur per E-Mail ein. Danach "passiert wochenlang nichts", sagt Schlösser. Also kontaktiert sie am 3. April per E-Mail Asistur und die deutsche Botschaft in Kuba. Dort heißt es jetzt, dass die Auslandskrankenversicherung zuständig sei. Die müsse die Überführung organisieren und bezahlen. Erneut wendet sich Schlösser an Axa, wo sie den Fall drei Wochen zuvor gemeldet hat. Aber Axa behauptet, Schlösser hätte dort nie angerufen und fordert Unterlagen an, darunter viele, die sie nicht hat. "Ich hatte keinen Arztbericht, keinen Autopsiebericht, keinen Unfallbericht" sagt sie. Immer wieder muss sie den Fall neu schildern. Sie schickt erneut Nachrichten an den Botschafter, an die Asistur (die nie antwortet), an den Reiseleiter sowie an Heinz Bierbaum, den ehemaligen Chef der Linken im Saarland, der gute Beziehungen nach Kuba haben soll. Das, glaubt Schlösser, hat geholfen und am 11. April erhält sie eine Nachricht von der Botschaft in Havanna: Die Kommunikation zwischen Axa und Asistur sei im Gange und die Leiche ihres Mannes immer noch in der Gerichtsmedizin in Havanna. Am 15. April ruft Schlösser wieder bei Axa an, wo man ihr versichert, man brauche nur den Autopsiebericht, den habe Axa bei Asistur in Kuba beantragt. Am 21. April bittet Schlösser die Botschaft per E-Mail bei Asistur anzufragen. Am 24. April schickt die deutsche Botschaft den Autopsiebericht, den sie sofort an Axa weiterleitet. Am selben Tag sichert Axa zu, die Kosten zu übernehmen, und erklärt, bereits ein Unternehmen beauftragt zu haben, das die Überführung organisiert. Tatsächlich meldet sich ein Bestattungsunternehmer aus der Nähe von Frankfurt und erkundigt sich, ob die Überführung in einem Sarg oder in einer Urne erfolgen soll. "Urne" sagt Schlösser, wie früher schon mit ihrem Mann besprochen - und wartet seitdem wieder. Ihr Mann ist immer noch in Havanna. Seit zwei Monaten.
Quelle: Saarbrücker Zeitung (https://t1p.de/cffg9)
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Text: Leon Latozke
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