Neues aus Kuba
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In Havanna lebende Diplomaten klagten ab 2016 über unerklärliche Gesundheitsprobleme. Als Ursache wurde über Angriffe mit mysteriösen Schallwaffen spekuliert. Kanadische Wissenschaftler kommen nun zu einem anderen Schluß. Laut einer neuen Studie könnten in Pestiziden enthaltene Nervengifte für die rätselhaften Erkrankungen US-amerikanischer und kanadischer Bottchaftangehöriger in Havanna verantwortlich seien. Demnach wären die in Mitteln zur Mückenbekämpfung enthaltener Nervengifte die Ursache für das Havanna-Syndrom. Etwa 40 kanadische und US-amerikanische Diplomaten sowie deren Angehörige in Kuba klagten ab 2016 über Gesundheitsprobleme wie Kopfschmerzen, Benommenheit, Müdigkeit sowie Hör- und Sehprobleme. Die US-Regierung vermutete "Akustik-Attacken" als Ursache für das in den Medien als Havanna-Syndrom bezeichnete Krankheitsbild. Kanada hatte von solchen Vermutungen Abstand genommen. Beide Regierungen reduzierten jedoch ihr Botschaftspersonal auf der Insel drastisch. Laut einer am Donnerstag (19.) von der staatlichen kanadischen Rundfunkgesellschaft Radio-Canada veröffentlichten Studie könnte die Ursache stattdessen in neurotoxischen Mitteln liegen, die bei der Moskitobekämpfung mit Pestiziden eingesetzt werden. Die Gehirnspezialisten der Universität Dalhousie und der Gesundheitsbehörde von Nova Scotia untersuchten Sechsundzwanzig Personen für ihre Studie, darunter 7 Personen, die sowohl vor als auch nach der Entsendung nach Havanna untersucht wurden, sowie eine Kontrollgruppe von Personen, die nie in Havanna lebten. Sogar das Gehirn eines Haushundes wurde nach dessen Tod in Kanada inspiziert. Die Testergebnisse "untermauern alle die Diagnose einer erworbenen Hirnverletzung bei den kanadischen Diplomaten und ihren in Kuba stationierten Familien", heißt es im Studienbericht. Demnach entdeckten die Forscher Hirnschäden in einem Bereich, der Symptome verursacht, wie sie von den Diplomaten berichtet wurden und der anfällig für Neurotoxine ist. Sie kamen zu dem Schluss, dass Cholinesterase, ein Schlüsselenzym, das für die einwandfreie Funktion des Nervensystems erforderlich ist, dort blockiert wird. "Es gibt sehr spezifische Arten von Toxinen, die auf diese Teile des Nervensystemen wirken.... und das sind Insektizide, Pestizide, Organophosphate - spezifische Neurotoxine", sagte Alon Friedman, Hauptautor der Studio gegenüber Radio-Canada. "Deshalb haben wir diese Hypothese aufgestellt, der wir dann auf verschiedene Weise nachgegangen sind." Die Hirnveränderungen sind definitiv auf die Zeit in Havanna zurückzuführen Die Tests an Probanden vor und nach ihrer Rückkehr aus Kuba, belege dass die Veränderungen "definitiv auf diese Zeit zurückzuführen sind, als sie in Havanna waren" so Friedman weiter. Die Autoren erörtern in ihrem Paper verschiedene Szenarien von neurotoxischen Angriffen, darunter den U-Bahn-Sarin-Gasangriff in Tokio im Jahr 1995 und den Tod des Halbbruders des nordkoreanischen Führers Kim Jong-un in Kuala Lumpur im Jahr 2017, und kommen zu dem Schluss, dass diese Fälle, die nicht mit dem übereinstimmen, was in Havanna geschah, das Ergebnis hoher Giftbelastungen waren, Die Symptome des "Havanna-Syndroms" stimmen eher mit einer niedrig dosierten Belastung überein, was die Wissenschaftler dazu veranlasste, die Auswirkungen von Cholinesterase-(ChE)-Blockern in kommerziellen Produkten zu untersuchen. ChE ist eines der wichtigsten Enzyme, die für die einwandfreie Funktion des Nervensystems erforderlich sind. Bestimmte Klassen von Pestiziden wirken durch Hemmung von ChE. Kuba, wie auch andere tropische Länder, desinfiziert Wohnungen und Büroräume regelmäßig mit der Begasung durch Pestizide, um Insekten zu töten, die Infektionskrankheiten tragen. Die Studie weist daraufhin, dass Kuba seit 2016 verstärkt gegen Moskitos vorging, um die Ausbreitung des Zika-Virus zu stoppen. Die Botschaften sorgten demnach selbst aktiv für den Einsatz der Pestizide innerhalb und außerhalb der Diplomatenwohnungen - manchmal fünfmal häufiger als üblich. Oftmals wurden alle zwei Wochen Begasungen durchgeführt, heißt es in der Studie. Die toxikologische Analyse der kanadischen Opfer bestätigte das Vorhandensein von Pyrethroid und Organophosphat - zwei Verbindungen, die in Begasungsprodukten vorkommen. Die Forscher konnten darüberhinaus eine Korrelation zwischen den am stärksten erkrankten Personen und der Anzahl der an ihrem Wohnort durchgeführten Begasungen herstellen. Quelle: Alon Friedman et al. Havana Syndrome: Neuroanatomical and Neurofunctional Assessment in Acquired Brain Injury Due to Unknown Etiology (https://t1p.de/q1tw)
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Text: Leon Latozke
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