Neues aus Kuba
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Vamos a la playa (Bildquelle: arte.tv © arte.tv)
"Vamos a la playa" – eine fesselnde Reise dreier Berliner Mittzwanziger nach Kuba. Unter der scheinbar leichten Urlaubsfilm-Oberfläche entlarvt das tragisch-komische Roadmovie die Ambivalenzen europäischen Wohlstands und wirft unbequeme Fragen nach Privilegien auf.
"Vamos a la playa" - Ein scheinbar fröhlicher Welthit, der gute Laune, Sonne, Strand, Musik und Urlaubsgefühle verspricht. Doch wer hat sich jemals den Text genauer angehört? Tatsächlich handelt es sich um einen Protestsong, der die Umweltverschmutzung des Mittelmeeres und die Bedrohung durch Atomwaffen thematisiert.
Ähnlich verhält es sich mit dem gleichnamigen Film von Bettina Blümner, der unter der sonnigen Oberfläche eines leichten Urlaubsfilms tiefe Abgründe, Ambivalenzen und politische Bedeutung verbirgt. Die Handlung folgt drei deutschen Freunden, die mit dem Geld eines wohlhabenden Vaters nach Kuba reisen, um Katharinas Bruder zu suchen. Die Geschichte wirft unbequeme Fragen nach dem Umgang mit Privilegien auf, während die Protagonisten nach Spaß, Selbstbestimmung, Liebe und Lust suchen. Hierbei zeigt Blümner die deutsche Gesellschaft mit beeindruckender Klarheit, indem sie Personen porträtiert, die ihr Land verlassen, um Ferien zu machen. Die Suche nach Katharinas Bruder, der sein Erbe nutzt, um eine kubanische Familie zu unterstützen, führt zu einem Spannungsfeld von Gutmenschentum und Sextourismus im vermeintlichen Paradies. Blümner beleuchtet westliche Projektionen auf Kuba und entlarvt die Diskrepanz zwischen dem westlichen Wunsch nach Individualismus und den realen Lebensverhältnissen auf der Insel. Das großartige Ensemble, bestehend aus Victoria Schult, Maya Unger und Leonard Scheicher, verleiht der Coming-of-Age-Geschichte eine fesselnde Dynamik. Bettina Blümner, die während ihrer Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg im Rahmen eines Austauschprogramms einige Zeit an der kubanischen Filmhochschule studierte, erzählt schwere Themen mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Der Film behandelt Sextourismus, kulturelle Aneignung und die Ausbeutung in fremden Ländern, ohne dabei in ein pädagogisches Kino abzudriften. Blümner lehnt ein moralisierendes Kino ab, das vorschreibt, wie sich Figuren zu verhalten haben. Ihr Film ist keine Geschichte von vorbildlichem Verhalten oder Strafe durch die Handlung. Stattdessen bietet er dem Publikum die Möglichkeit, ohne belehrt zu werden, eine Menge zu lernen. Unter der sonnigen Oberfläche des Strandes offenbart sich der Untergang, und Blümner führt das Publikum mit subtiler Meisterschaft durch die Komplexität der menschlichen Natur und der Gesellschaft.
Vamos al la Playa. Kuba/Deutschland 2022. Regie: Bettina Blümner. Mit Leonard Scheicher, Victoria Schulz, Maya Unger. Bis 31.1.2025 in der Arte Mediathek.
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Text: Leon Latozke
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