Neues aus Kuba
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Ein Ausfall der Öllieferungen aus Venezuela hätte beträchtliche Auswirkungen auf Kubas schwache Wirtschaft. Sie müsste jährlich 2 Milliarden Dollar für den Ölkauf auf dem Weltmarkt aufbringen. Kuba müsste fast 2 Milliarden Dollar pro Jahr ausgeben, um seinen heimischen Ölbedarf zu decken, wenn Venezuela die Lieferungen auf die Karibikinsel einstellt, wie es die Nationalversammlung des Landes und der Interimspräsident Juan Guaidó fordern. Zu diesem Ergebnis kommt ein kürzlich veröffentlichter Artikel der überregional in Miami (Florida, USA) erscheinenden Tageszeitung "The Miami Herald". Demnach benötigt die Karibikinsel täglich 130.000 Barrel Öl. Mit der eigenen Förderung kann das Land etwa 50.000 Barrel decken, was ein Defizit von 80.000 Barrel pro Tag ergibt. Venezuelas staatliche Exportgesellschaft Petróleos de Venezuela liefert noch immer schätzungsweise 40.000 bis 50.000 Barrel am Tag nach Kuba, nicht ganz die Hälfte dessen, was die Ölgesellschaft vor der Wirtschaftskrise in Venezuela geschickt hat. Damals lieferte der Verbündete in Südamerika soviel des schwarzen Goldes, dass Kuba sogar Öl mit Gewinn verkaufen konnte. Die von der Opposition kontrollierte Nationalversammlung ordnete kürzlich eine Aussetzung der Rohöltransporte nach Kuba an, die im Rahmen eines von Fidel Castro und Hugo Chávez ausgehandelten Abkommens über den Austausch von Öl gegen medizinische Dienstleistungen begann. Bei einem Ende der venezolanischen Lieferungen wäre die kubanische Regierung gezwungen, das gesamte tägliche Defizit von 80.000 Barrel auf dem Weltmarkt zu decken, wofür sie bei einem Marktpreis von 65 Dollar 5,2 Millionen Dollar pro Tag ausgeben müsste, was sich bis Ende des Jahres auf fast 2 Milliarden US-Dollar summieren würde. Unklar ist, ob die Nationalversammlung und Interimspräsident Guaidó Petróleos de Venezuela davon abhalten können, weiterhin Öl auf die Insel zu liefern. Die US-Regierung versucht die Öllieferungen mit angedrohten Sanktionen gegen Unternehmen, die an diesen Transporten beteiligt sind, einzuschränken (https://t1p.de/tit0). Die kubanische Regierung hat angesichts der sinkenden Lieferungen Venezuelas bereits den Treibstoffverbrauch und die Nahrungsmittelimporte reduziert. Sollten diese ganz versiegen, könnte das zu einer Rückkehr der berüchtigten Apagones führen, wie die Stromausfälle schon in Kubas Sonderperiode genannt wurden. Die kubanische Regierung versucht, die Nachfrage kurzfristig zu decken und kauft Rohöl auf anderen Märkten. So lieferten am 2. und 20. März zwei Öltanker aus der Dominikanischen Republik bzw. den Niederlanden insgesamt 535.000 Barrel Diesel. Zudem bemüht sich Kuba, Öl aus anderen Ländern zu erhalten. Mitte Februar reiste der kubanische Minister für Außenhandel und Auslandsinvestitionen, Rodrigo Malmierca, nach Algerien und traf sich mit den Außen- und Finanzministern des Landes. Die algerische Regierung steht jedoch wegen der Proteste gegen den 82-jährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika vor eigenen Problemen. Auch mit den Erdölproduzenten Angola und Russland ist Kuba in Verhandlung, steht hier aber vor der Herausforderung, dass die Unternehmen in diesen Ländern privat und nicht staatlich sind, ein Deal Öl gegen Ärzte wie in Venezuela also ausscheidet. Die russische Ölgesellschaft Rosneft hat zwar ihre Rohöllieferungen nach Kuba erhöht, es ist aber nicht klar, wie viel davon von Petróleos de Venezuela stammt. Darüberhinaus hat die kubanische Regierung ihre Investitionen in den Tourismus verstärkt, um die Einnahmen zu steigern und der kubanische Präsident Miguel Díaz-Canel hat die Notwendigkeit erkannt, mehr ausländische Investoren anzuziehen. Als Gegenmaßnahme hat die US-Regierung Titel III des Helms-Burton-Gesetzes teilweise aktiviert und weitere Sanktionen angedroht, die eine direkte Bedrohung für ausländische Investoren auf der Insel darstellen. Trotz aller Bemühungen auf kubanischer Seite sind sich Experten sicher, dass das Ende der venezolanischen Hilfe eine Wirtschaftskrise auf der Insel auslösen würde. Dass sie so schlimm würde wie in der Sonderperiode, als das Bruttoinlandsprodukt Kubas um 35 Prozent schrumpfte, ist unwahrscheinlich. Dem würden vor allem der Privatsektor entgegen wirken, der heute rund 500.000 Kubaner beschäftigt, und mit dem sich die aktuelle Situation von der Sonderperiode unterscheidet, die durch den Zusammenbruch des Sowjetblocks ausgelöst wurde. Hier setzt die US-Regierung mit den letzte Woche angekündigten Änderungen in der US-Visapolitik für Kubaner an, die es Unternehmern auf der Insel erschweren, sich mit Waren in den USA einzudecken. "Unabhängig davon, was passiert, wenn die Lieferungen aus Venezuela beendet werden... es wird beträchtliche Auswirkung haben" zitiert "The Miami Herald" abschließend einen Experten. Quelle: Miami Herald (https://t1p.de/n899)
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Text: Leon Latozke
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