Neues aus Kuba
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Nach einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams besiedelten Festland-Amerikaner die tropischen Inseln in mehreren Siedlungswellen - und benutzten dabei die "Wasserstraßen" der Karibik.
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Alte DNA deutet darauf hin, dass die Karibik mehrfach besiedelt wurde, vielleicht auch aus Nordamerika. (Bildquelle: sciencemag.org/ © TOM BJÖRKLUND)
Laut einer neuen Studie eines internationalen Forscherteams aus der Karibik, Europa und Nordamerika wurde die Karibik durch mehrere aufeinanderfolgende Wellen besiedelt, die ihren Ursprung auf dem amerikanischen Festland hatten.
Die Karibik war neben der Arktik eine der letzten Regionen, die vom amerikanischen Kontinent aus besiedelt wurde. Bisher war jedoch wenig darüber bekannt, wie die Besiedlung des tropischen Teils des Atlantiks im Detail unternommen wurde. Nun wirft eine neue Studie, die in der Zeitschrift Science veröffentlicht wurde, ein neues Licht darauf, wie die Inseln vor Tausenden von Jahren besiedelt wurden. Anhand von genetischen Analysen fand ein Team von Archäologen und Genetikern unter der Leitung von Forschern der Universität Kopenhagen und des Max-Planck-Instituts für die Wissenschaft der Menschheitsgeschichte Hinweise darauf dasß mindestens drei Auswanderungswellen die Menschen in die Region brachten. "Die neuen Daten geben uns einen faszinierenden Einblick in die frühe Siedlungsgeschichte der Region. Wir finden Hinweise darauf, dass die Inseln mehrmals aus verschiedenen Teilen des amerikanischen Festlandes besiedelt und umgesiedelt wurden", sagt Hannes Schroeder, außerordentlicher Professor am Globe Institute der Universität Kopenhagen und einer der Hauptautoren der Studie. Bisher war aus archäologischen Funden bekannt, dass die ersten Siedler vor rund 8000 Jahren Barbados, Kuba, Curaçao und St. Martin, Hispaniola und Puerto Rico erreichten und sich vor etwa 5000 Jahren auf den großen und kleinen Antillen verteilt hatten. Über den Ablauf die Kolonialisierung und und die Herkunft der Siedler gab es nur Vermutungen auf der Basis von stilistischen Vergleichen von Handwerksobjekten, die auf den Inseln und auf dem Festland gefunden wurden. Mehr Daten, mehr Details
Die Forscher analysierten die Genome von 400 bis 3200 Jahre alten Knochenfragmenten von 93 antiken Inselbewohnern, deren sterbliche Überreste in 16 archäologischen Stätten der Karibik gefunden wurden.
Dabei sahen sich die Forscher mit dem Problem konfrontiert, dass aufgrund des warmen karibischen Klimas die DNA aus den Proben nicht sehr gut erhalten war. Anders als in Eis oder Wüstensand, wo sie sich konserviert, zersetzt sich DNA in den Tropen in winzige mit Mikrorganismen vermischte Fragmente. Doch mit einer Methode namens "hybridization capture" gelang es den Forschern, aus den Überresten genügend Informationen zu gewinnen. "Diese Methoden erlaubten es uns, die Anzahl der alten Genomsequenzen aus der Karibik um fast zwei Größenordnungen zu erhöhen, und mit all diesen Daten sind wir in der Lage, ein sehr detailliertes Bild der frühen Migrationsgeschichte der Karibik zu zeichnen", sagt Johannes Krause, Direktor des Max-Planck-Instituts für die Wissenschaft der Geschichte des Menschen und ein weiterer leitender Autor der Studie. Die Ergebnisse der Forscher deuten darauf hin, dass es mindestens drei verschiedene Etappen der Besiedelung in der Region gegeben hat: zwei frühere Ausbreitungen in die westliche Karibik, von denen eine mit früheren Ausbreitungen der Bevölkerung in Nordamerika in Zusammenhang zu stehen scheint, und eine dritte, jüngere "Welle", die ihren Ursprung in Südamerika hat. Wasserstraßen über das Karibische Meer
Obwohl immer noch nicht ganz klar ist, wie die frühen Siedler die Inseln erreichten, gibt es immer mehr archäologische Hinweise darauf, dass das Karibische Meer, weit davon entfernt, eine Barriere zu sein, als eine Art "Wasserstraße" diente, die die Inseln mit dem Festland und untereinander verband.
"Große Wassermassen gelten traditionell als Barrieren für den Menschen, und alte Fischer-Jäger-Sammler-Gemeinschaften werden gewöhnlich nicht als große Seefahrer wahrgenommen. Unsere Ergebnisse stellen diese Sichtweise weiterhin in Frage, da sie darauf hindeuten, dass es wiederholt Wechselwirkungen zwischen den Inseln und dem Festland gegeben hat", sagt Kathrin Nägele, Doktorandin am Max-Planck-Institut für die Wissenschaft der Menschheitsgeschichte und eine der ersten Autorinnen der Studie. Biologische und kulturelle Vielfalt in der alten Karibik
"Die neuen Daten untermauern unsere früheren Beobachtungen, dass die frühen Siedler der Karibik biologisch und kulturell vielfältig waren, und tragen zur Auflösung dieser alten Periode unserer Geschichte bei", sagt Yadira Chinique de Armas, Assistenzprofessorin für Bioanthropologie an der Universität von Winnipeg, die derzeit drei groß angelegte Ausgrabungen in Kuba im Rahmen des SSHRC-Projekts mitleitet.
Die Forscher fanden genetische Unterschiede zwischen den frühen Siedlern und den Neuankömmlingen aus Südamerika, die nach archäologischen Erkenntnissen vor etwa 2800 Jahren in die Region kamen. "Obwohl die verschiedenen Gruppen zur gleichen Zeit in der Karibik präsent waren, fanden wir überraschend wenig Hinweise auf eine Vermischung zwischen ihnen", fügt Cosimo Posth, Gruppenleiter am Max-Planck-Institut für die Wissenschaft der Geschichte des Menschen und Mit-Erstautor der Studie, hinzu. "Die Ergebnisse dieser Studie liefern eine weitere Datenschicht, die die vielfältige und komplexe Natur der präkolumbianischen karibischen Gesellschaften und ihre Verbindungen zum amerikanischen Festland vor der kolonialen Invasion verdeutlicht", sagt Corinne Hofman, Professorin für Archäologie an der Universität Leiden.
Quelle: Science Daily (https://t1p.de/ajj1) Science (https://t1p.de/8ebi)
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Text: Leon Latozke
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