Neues aus Kuba
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Kuba erlebt seinen schlimmsten COVID-19-Ausbruch, mit fast täglich neuen Höchstwerten bei Neuinfektionen und Todesfällen. In der Provinz Matanzas, wo sich die Patienten in den Krankenhausfluren stauen und es an Medikamenten fehlt, steht das Gesundheitssystem am Rande des Zusammenbruchs.
Die Situation in den Krankenhäusern der kubanischen Provinz Matamzas spitzt sich zu. (Bildquelle: OnCubaNews © tvyumuri.cu)
Am Donnerstag (8.) meldeten die kubanischen Behörden den neuen Negativrekord von 3819 Neuinfektionen innerhalb eines Tages, 1327 allein aus der Provinz Matanzas, und 26 in Zusammenhang mit der Virusinfektion gestorbenen Patienten, so viele wie noch nie während der Pandemie. Die 7-Tage-Inzidenz im Land steigt seit Wochen und liegt derzeit bei 215. In der Provinz Matanzas haben sich innerhalb einer Woche pro 100.000 Einwohner 948 Menschen infiziert.
"Wir haben Betten in die Korridore gestellt", erklärte ein Arzt des Krankenhauses in der Stadt Cárdenas im Provinzsender TV Yumurí, der den Mangel an Sauerstoff und Blutgasen beklagt, um eine Lawine von Patienten mit Atembeschwerden zu versorgen. Aus Cárdenas, einer der am stärksten betroffenen Städte, machen Bilder von Patienten die Runde, die in Krankenhäusern zusammengedrängt sind, einige von ihnen liegen auf Bänken in Warteräumen, auf dem Boden der Flure oder mitten auf der Straße vor dem Eingang, wo sie so gut es geht von einem überforderten medizinischen Personal behandelt werden. "Das ist wirklich beängstigend", sagte eine junge Frau aus Matanzas zu EFE und spiegelt damit die weit verbreitete Angst in der Provinz wider, mit die folgende Botschaft in den sozialen Netzwerken geteilt: "S.O.S. Help Matanzas! Wir brauchen Medikamente. Wir brauchen medizinische Hilfe. Unsere Ärzte brauchen Hilfe. #SalvenaMatanzas."
Studenten und die Henry Reeve Brigade
Angesichts der alarmierenden Situation hat die Regierung drastische Maßnahmen ergriffen, wie die Entsendung einer Gruppe von 36 Militärärzten und Krankenschwestern nach Cárdenas und die Vorab-Zulassung von 373 Medizinstudenten des letzten Studienjahres in der Provinz, die für die Versorgung der Kranken eingesetzt werden sollen.
Darüber hinaus wurde ein Kontingent von 200 Medizinern der Henry Reeve International Brigade, die bisher ausschließlich für Auslandseinsätze vorgesehen war, nach Matanzas geschickt. Die Ärzte, die massenhaft in die betroffenen Gebiete entsandt wurden, werden in einer schwierigen Situation arbeiten, nicht nur wegen der Überbelegung der Krankenhäuser mit Patienten, sondern auch wegen eines anderen Problems, unter dem Kuba seit Monaten leidet: dem Mangel an Medikamenten. Ein einfaches Schmerzmittel oder ein Antibiotikum zu bekommen, ist nahezu unmöglich in dem karibischen Land, dessen Apotheken und Krankenhäuser inmitten einer starken Wirtschaftskrise, die durch die Pandemie und das US-Embargo noch verschärft wird, praktisch leer sind. "Impfen ist nicht genug"
Paradox ist, dass Kuba gerade auf dem Höhepunkt der Impfkampagne seinen bisherigen Höheunkt der Corona-Krise erreicht.
Fast drei der 11,2 Millionen Einwohner haben mindestens eine der drei Dosen von Soberana 02 oder Abdala erhalten, den beiden lokal hergestellten Impfstoffkandidaten, die eine hohe Wirksamkeit gezeigt haben und deren endgültige Zulassung noch aussteht. Die Impfung "ist die langfristige Lösung, die verhindern wird, dass ein Krisenmoment wie der aktuelle zurückkehrt, aber sie braucht Zeit, und wenn sie inmitten einer Welle wie derjenigen auftritt, mit der Kuba konfrontiert ist, müssen nicht-pharmakologische Maßnahmen angewendet werden", erklärte der kubanische Molekularbiologe und Forscher an der Universität des Staates Sao Paulo (UNESP) Amílcar Pérez Riverol gegenüber EFE. "Die Beispiele aus Ländern wie Chile oder Brasilien zeigen, dass die Impfung allein nicht ausreicht, um Ausbrüche sofort zu stoppen", warnt er. Delta in Kuba aus Russland?
Hinsichtlich der Ursachen des virulenten Sommerausbruchs in Kuba verweist der Experte unter anderem auf die "Pandemie-Müdigkeit" mit der daraus resultierenden geringeren Risikowahrnehmung, auf die Menschenansammlungen auf den Straßen infolge der Lebensmittelknappheit oder auf die Verbreitung neuer Varianten mit höherer Übertragbarkeit, wie Delta.
Viele haben den Ausbruch des Delta-Stammes und die hohe Ausbreitung in Matanzas mit der massiven Präsenz russischer Touristen im Haupttouristenziel der Provinz, Varadero, in Verbindung gebracht, wo sie Arbeiter in diesem Sektor infiziert haben könnten und das Virus in die nahe gelegenen Gemeinde Cárdenas und anderen Städten und Gemeinden in der Umgebung verschleppten. "Dies ist sehr schwer zu beweisen. Es würde eine gründliche epidemiologische Analyse erfordern. Sicher ist, dass in Russland täglich Fälle und Todesfälle durch die Verbreitung der Delta-Variante registriert werden", so Pérez Riverol zu dieser Hypothese. Für den Biologen "deutet der aktuelle Trend darauf hin, dass die epidemiologische Situation in unmittelbarer Zukunft kompliziert sein wird, nicht nur in Bezug auf die Infektionen, sondern auch in Bezug auf den Druck auf das Krankenhaussystem" in Kuba. Der UNESP-Forscher ist der Ansicht, dass die kurz- und mittelfristige Entwicklung von der Fähigkeit des Landes abhängt, die verschiedenen Faktoren zu korrigieren, die zu dieser Situation geführt haben, sowie von der Geschwindigkeit, mit der der Impfprozess voranschreitet.
>>Delta-Variante zwingt Matanzas in die Knie (+Video)
>>Corona-Epizentrum in Kuba verlagert sich nach Matanzas
Quelle: EFE (https://t1p.de/isqx)
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Text: Leon Latozke
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