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Kuba hat Schwierigkeiten, Treibstoff zu kaufen, während die Importe aus Venezuela zurückgehen6/4/2022
Die Lieferungen von venezolanischem Rohöl nach Kuba sind trotz der US-Sanktionen gegen das OPEC-Land stabil geblieben. Da Kubas Verbündeter aber Schwierigkeiten hat, raffinierte Produkte herzustellen, kommt es immer wieder zu langen Schlangen vor kubanischen Tankstellen.
In Havanna einlaufender Öltanker, 8. September 2020 (Bildquelle: REUTERS © REUTERS/Alexandre Meneghini/File Photo)
Kuba hat Schwierigkeiten, sein Treibstoffdefizit zu decken, da die Importe aus Venezuela und anderen Ländern unter dem historischen Niveau bleiben, wie Analysten und Daten der Nachrichtenagentur REUTERS zeigen. Hinzukommt, dass die durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine gestiegenen Preise Käufe auf dem Weltmarkt fast unerschwinglich machen,
Das Karibikland, das zur Deckung von mehr als der Hälfte seines Bedarfs auf Kraftstoffimporte hauptsächlich vom politischen Verbündeten Venezuela angewiesen ist, hat seit letztem Monat mit Diesel- und Benzinknappheit zu kämpfen, die zu langen Schlangen vor den Tankstellen führt. Unzureichende Kraftstoffimporte sind ein weiteres großes Hindernis für Kubas Wirtschaft, die sich nach der Coronavirus-Pandemie und den von der Regierung des ehemaligen Präsidenten Donald Trump verhängten strengeren US-Sanktionen nur schwer erholen kann. Nach REUTERS-Angaben hat Venezuelas Präsident Nicolas Maduro Kuba trotz der US-Sanktionen gegen beide Länder seit 2019 mit mehr als 32.000 Barrel Rohöl pro Tag (bpd) versorgt. Aber die Kraftstoffmengen, die auf die Insel geliefert werden, sind zurückgegangen, da Venezuela Schwierigkeiten hat, raffinierte Produkte für den eigenen Bedarf zu produzieren, so REUTER unter Bezug auf Daten der Schiffsüberwachung. Demnach importierte Kuba im ersten Quartal des Jahres rund 60.000 bpd Roh- und Kraftstoffe und damit weniger als die rund 100.000 bpd, die die Insel benötigt, um den normalen Bedarf zu decken, wie Tankerüberwachungsdaten von Refinitiv Eikon zeigen. Mehr als drei Viertel der Lieferungen kamen aus Venezuela, aber das OPEC-Mitgliedsland hat die Treibstofflieferungen an Kuba drastisch reduziert, von fast 44.000 bpd im Jahr 2020 auf 21.000 bpd im Jahr 2021 und 22.000 bpd im ersten Quartal dieses Jahres, wie die von REUTERS publizierten Daten aus internen Dokumente der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA zeigten.
Vor der Pandemie lag der kubanische Bedarf an Heizöl, Diesel, Benzin, Kochgas und anderen raffinierten Produkten nach Angaben des kubanischen Statistikamtes bei 137.000 bpd, so REUTERS
"Obwohl das Land in diesem Jahr etwa 110.000 bpd Kraftstoff verbraucht, ist es immer noch auf Importe angewiesen, um die unzureichende einheimische Produktion auszugleichen", zitiert die Nachrichtenagentur Jorge Piñon, Direktor des Energie- und Umweltprogramms für Lateinamerika und die Karibik der University of Texas in Austin. "Die kubanischen Raffinerien sind nicht zu 100 % betriebsbereit. Die Raffinerie in Havanna, die einzige Anlage mit einem katalytischen Cracker, ist zu etwa 70 % ausgelastet, während in Cienfuegos sporadisch 10.000 bpd produziert werden und Santiago nicht in Betrieb ist", sagte er. Katalytische Spaltanlagen sind für die Herstellung von Kraftstoffen von entscheidender Bedeutung. Die Nachfrage nach Diesel für die Stromerzeugung in Kuba steigt, sagte Wirtschaftsminister Alejandro Gil letzte Woche. Kuba stützt sich zum Teil auf kleine dezentrale Kraftwerke, die tendenziell mehr Diesel verbrauchen als größere zentrale Anlagen. Wie aus Daten der Tankwagenverfolgung und aus internen PDVSA hervorgehe, hat Kuba seit September keine Dieselladungen aus Venezuela erhalten, so REUTERS weiter. Das hat Kuba dazu gezwungen, sich auf dem freien Markt mit immer teurerem Diesel zu versorgen. In den ersten beiden Monaten des Jahres habe das Land sein Importbudget aufgrund der hohen Kraftstoffpreise um 49 Millionen Dollar überschritten, so Gil. "Eine 40.000-Tonnen-Diesellieferung, die letzten Monat 35 bis 36 Millionen Dollar kostete, kostet jetzt 58 Millionen Dollar", sagte er. Kubas sieben veraltete thermoelektrische Kraftwerke, die 62% des Stroms des Landes liefern, sind die Achillesferse des kubanischen Energiesektors", sagte Pinon. "Ausfälle aufgrund verspäteter Wartungsarbeiten an den thermoelektrischen Kraftwerken haben diese in einer Zeit niedriger Dieselvorräte überrascht. Das verursacht einen Dominoeffekt an den Tankstellen". Kilometerlange Schlangen vor den Tankstellen waren Ende März in Kubas Hauptstadt Havanna zu sehen, als die Regierung in mindestens einer Provinz mit der Rationierung von Kraftstoff begann. Die Lieferung von venezolanischem Diesel an Kuba war eines der Argumente, die Washington anführte, um die Genehmigungen auszusetzen, die es für den Öl-gegen-Kraftstoff-Tausch des südamerikanischen Landes mit ausländischen Ölproduzenten bis 2020 verlängert hatte. Der Energie- und Bergbauminister der Insel, Livan Arronte, sagte, dass Kuba - das nach wie vor unter einem US-Embargo steht, das den freien Handel mit dem Land einschränkt - Frachttarife und andere Kosten zahlt, die 20 % höher sind als die der Importeure, die den Kraftstoff über dieselben Routen einführen.
Quelle: REUTERS (https://t1p.de/avl9i)
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Text: Leon Latozke
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