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Inmitten von Stromausfällen und Lebensmittelknappheit sind die Kubaner mit einem Dengue-Ausbruch konfrontiert, der nach Medienberichten mindestens zwei Kinder das Leben gekostet hat. 32 Infizierte befinden sich auf der Intensivstation.
Ausräucherungskampagne von 2006 gegen die Mücke, die das tödliche Dengue-Virus überträgt. (Bildquelle: Miami Herald © Miami Herald)
Die von ständigen Stromausfällen und Lebensmittelknappheit geplagten Kubaner sehen sich nun mitten im heißen Sommer mit Dengue-Ausbruch konfrontiert, der das öffentliche Gesundheitssystem der Insel, das bereits unter der COVID-19-Pandemie litt, erneut zu überfordern droht. Das berichtet die US-amerikanische Tageszeitung Miami Herald.
Dengue ist eine Viruserkrankung, die durch die Aedes aegypti-Mücke übertragen wird, und nach Angaben der Regierung ist die Mückenplage auf der Insel die schlimmste der letzten 15 Jahre. Bereits vergangene Woche (15.) erklärten die kubanischen Gesundheitsbehörden, sie hätten in diesem Jahr bisher 3.036 Dengue-Fälle bestätigt. Die meisten Menschen mit Symptomen wie Fieber, Erbrechen oder Hautausschlag werden jedoch nicht getestet, da es dem Gesundheitssystem auch an Testmaterial fehlt, Beamte des Gesundheitsministeriums räumten ein, dass sie allein in der ersten Juliwoche 14.256 Menschen mit "unspezifiziertem Fieber" identifiziert hätten. Das Ministerium gab an, dass diese Zahl einen Anstieg der Dengue-Verdachtsfälle um 42 % im Vergleich zur Vorwoche bedeutet.
Die offiziellen Zahlen geben jedoch nicht unbedingt Aufschluss über das wahre Ausmaß der Epidemie, für die Regierungsbeamte unterschiedliche Angaben machen, schreibt der Herald. Nach Angaben der Parteizeitung Granma wurden in der vergangenen Woche 27,91 Fälle pro 100.000 Einwohner festgestellt. Ein Gesundheitsbeamter, der von den staatlichen Medium Cubadebate zitiert wurde, sprach von einer niedrigeren Rate von 19,7 Fällen in der gleichen Woche.
Kubas Gesundheitsminister José Angel Portal Miranda erklärte, dass in der vergangenen Woche in acht Provinzen Dengue-Fälle aufgetreten seien: Pinar del Río, Havanna, Matanzas, Villa Clara, Camagüey, Las Tunas, Holguín und Guantánamo. In den sozialen Medien verbreitete Videos lassen jedoch vermuten, dass die Krankheit auch in anderen Provinzen grassiert und das öffentliche Gesundheitssystem belastet.
So zeigt ein Video die überfüllte Notaufnahme des Kinderkrankenhauses in Cienfuegos, einer Provinz, die vom Minister nicht erwähnt wurde.
Es gibt keine spezifische Behandlung für Dengue-Fieber, aber eine frühzeitige Erkennung und der Zugang zu angemessener medizinischer Versorgung senken die Sterblichkeitsrate, so die Weltgesundheitsorganisation. Während Dengue-Fieber in einigen Gebieten Lateinamerikas und der Karibik seit vielen Jahren endemisch ist, kann es Kuba besonders hart treffen, weil es in den Häusern keine Klimaanlagen oder Fliegengitter an den Fenstern gibt, die Stromausfälle häufig sind und das Wasser in den vielen Haushalten mit begrenztem Zugang zu Leitungswasser unsachgemäß gelagert wird. Andere Schutzmaßnahmen wie Mückenschutzmittel oder Moskitonetze sind auch der Insel ebenfalls nicht ohne Weiteres erhältlich. Jahrelange Unterfinanzierung und die COVID-19-Pandemie haben dazu geführt, dass kubanische Krankenhäuser und örtliche Kliniken nur schlecht auf einen neuen Ausbruch vorbereitet sind. Die Patienten müssen ihre eigene Bettwäsche mitbringen, in vielen Krankenhäusern gibt es kein fließendes Wasser, und dem medizinischen Personal fehlt es an grundlegenden Hilfsmitteln wie Handschuhen und Kathetern für die Behandlung der Patienten. In diesem Jahr waren mehr als 140 Medikamente nicht verfügbar, fast 40 Prozent der gängigsten Medikamente, die in Apotheken erhältlich sein sollten, sagte Tania Urquiza, die Vizepräsidentin von BioCubaFarma, einem staatlichen Pharmaunternehmen. Urquiza gab dem US-Embargo die Schuld, räumte aber ein, dass die Regierung die Entwicklung der einheimischen COVID-Impfstoffe vorrangig finanziert. Angesichts der täglichen mehrstündigen Stromausfälle ist es für die Kubaner schwieriger, die Mücken in Schach zu halten. Kürzlich erklärten kubanische Beamte, dass es für die Situation keine kurzfristige Lösung gebe, das Land habe ein Defizit bei der Stromerzeugung, da mehrere Kraftwerke wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb seien oder repariert werden müssten. Im Kinderkrankenhaus in Cienfuegos wird aufgrund von Energiesparmaßnahmen die Klimaanlage für mehrere Stunden am Tag abgeschaltet, wie eine Mutter eines kleinen Patienten auf Facebook mitteilte. Der Treibstoffmangel hat sich auch auf die Ambulanzdienste und die Mückenbekämpfung ausgewirkt. Letzte Woche starb ein 26-Jähriger, nachdem er stundenlang auf einen Krankenwagen gewartet hatte, der ihn in ein Krankenhaus bringen sollte. Er benötigte eine Bluttransfusion. Madelaine Rivera Sánchez, eine Beauftragte für das öffentliche Gesundheitswesen, die für die Prävention von durch Mücken übertragenen Krankheiten zuständig ist, sagte, dass das Land einen Mangel an Abate, einem Larvizid, und Diesel für die Begasung hat. "Das ist etwas, das wir nicht leugnen können, und deshalb werden wir keine intensive Ausräucherung durchführen", sagte sie. Die Behörden haben wenig über Fälle von schwerem Denguefieber berichtet, das zu Blutungen und sogar zum Tod führen kann. Unabhängige kubanische Medien haben von mindestens drei Todesfällen berichtet, die durch die schwere Variante der Krankheit, auch bekannt als hämorrhagisches Denguefieber, verursacht wurden. Eine Grundschule in Contramaestre, einer Stadt in Santiago de Cuba, bestätigte den Tod eines ihrer Schüler, des Zweitklässlers Arlín Sailet Acuña Espinosa. Ein weiterer 7-Jähriger starb im Kinderkrankenhaus in Cienfuegos. Und eine schwangere Ärztin starb Medienberichten zufolge in Camagüey. Granma berichtet, dass sich 32 Patienten mit Dengue-Fieber auf der Intensivstation befänden, drei von ihnen in kritischem Zustand.
Quelle: Miami Herald (https://t1p.de/w094q)
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Text: Leon Latozke
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