Neues aus Kuba
Aktuelle Nachrichten und Meldungen, Analysen und Hintergrundinformationen
In einem Interview mit BBC Mundo sagte der bekannte kubanische Schriftsteller u. a. , dass die Kubaner keine Versprechungen über Veränderungen im Land mehr hören wollen und dass sie es leid sind, in der Vergangenheit zu leben, und dass sie nach Normalität sehnen.
Leonardo Padura gehört zu den erfolgreichsten und populärsten zeitgenössischen Schriftstellern Kubas. BBC Mundo, der Dienst der öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt des Vereinigten Königreichs für die spanischsprachige Welt, sprach mit ihm im Rahmen des Hay Festivals Cartagena de Indias, das vom 26. bis 29. Januar stattfindet.
In dem BBC-Interview sagte Padura, dass die kubanische Gesellschaft eine Zeit großer Komplexität und Engpässe durchlebt und dass sich viele Dinge ändern müssen, damit die Menschen mit Optimismus in die Zukunft blicken können. "Obwohl die offizielle Propaganda von all den Anstrengungen spricht, die die Regierung unternimmt, um die Dinge zu verbessern, sehen wir die Ergebnisse nicht. Und wir sind es schon lange leid, immer nur Versprechungen zu hören", betonte er.
Leonardo Padura (Bildquelle: BBC Mundo © IVÁN GIMÉNEZ - TUSQUETS EDITORES)
Der Schriftsteller wies darauf hin, dass in Kuba zwar einige Reichtümer entstanden sind, auf der sozialistischen Karibikinsel der Makel einer weit verbreiteten Armut entstanden ist.
"Es gibt Menschen, die jahrelang, jahrelang, jahrelang nicht mehr in einem Restaurant gegessen oder Urlaub am Strand gemacht haben. Und es gibt heute Menschen in Kuba, die rauchen, und zwar Tabakschnipsel in Blättern aus Telefonbüchern, weil sie sich keine Zigaretten leisten können", sagte er. "Und das geht über Tage, Wochen, Monate, Jahre. Menschen, die 40 Jahre lang gearbeitet haben, erhalten eine Rente von 2.500 Pesos, in einem Land, in dem eine Schachtel Zigaretten 200 Pesos kostet, also fast 10 Prozent der Rente", fügte er hinzu. "Wir sind es leid, so lange in der Vergangenheit zu leben, und wir wollen in der Normalität leben (...) Wir haben so viel, so viel, so viel in der Geschichte gelebt, dass wir die Geschichte verlassen und in eine Kohärenz eintreten müssen, die wir nicht erreicht haben", sagte er. Er verwies auch auf die aktuelle Migrationskrise, die eine Antwort auf die Ernüchterung und den Pessimismus in seinem Heimatland ist. "Die Zahl der Kubaner, die Kuba im letzten Jahr verlassen haben, übersteigt eine Viertelmillion, es ist die größte Migrationskrise, die Kuba seit der Revolution erlebt hat. Es ist ein Aderlass, der nicht aufhört, weil die Menschen nicht mehr darauf vertrauen, dass sich die Dinge im sozialen Sinne, im allgemeinen Sinne, verbessern können, und sie suchen nach individuellen Lösungen für ihre Bedürfnisse", sagte er. Der mit dem Prinzessin-von-Asturien-Preis für Literatur ausgezeichnete Autoir argumentierte, dass in sozialistischen Systemen die Kontrolle eine Realität ist, eine systemische Praxis, die nach den Demonstrationen vom 11. Juli deutlich wurde. "Viele Menschen gingen auf die Straße, und viele wurden verhaftet, strafrechtlich verfolgt und zu sehr hohen Strafen verurteilt. Es handelt sich dabei um Urteile, die oft einen eher exemplarischen Charakter haben, im Sinne von: 'Wenn das noch einmal passiert, dann seht, was mit denen passiert ist, die das gemacht haben'. Und das ist eine Möglichkeit, die Kontrolle zu behalten", sagte er. Padura ist der Meinung, dass sich Kuba ändern muss: "Ich denke, wir sollten eine viel aggressivere Haltung einnehmen, und obwohl das Wort ziemlich abgedroschen, überstrapaziert und sogar abgewertet ist, sollten wir eine revolutionäre Haltung einnehmen, denn eine Revolution kann die Dinge verändern, sie bedeutet, die Dinge umzukehren." Im Juli letzten Jahres erklärte Padura, dass das Leben in Kuba aufgrund der Migrationskrise, die vor allem junge Menschen betrifft, des allgemeinen Mangels und des Fehlens kurzfristiger Lösungen an einem kritischen Punkt angelangt sei. "Es gibt ein ernsthaftes Problem der Stromknappheit und der Stromerzeugung. Auch bei chronischen Krankheiten wie Bluthochdruck und Schilddrüsenunterfunktion gibt es viele Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Medikamenten. Die Tatsache, dass die Pandemie den Tourismus praktisch lahmlegte, wirkte sich auf die kubanische Wirtschaft aus, die durch die Maßnahmen zur Verschärfung des Wirtschafts- und Finanzembargos bereits unter Druck stand...", sagte er damals.
Quelle: BBC (https://t1p.de/05zjx)
Anzeige (G2)
| |
Letzte Meldungen
Text: Leon Latozke
Anzeige (G1)
(adsbygoogle = window.adsbygoogle || []).push({});
0 Kommentare
Ihr Kommentar wird veröffentlicht, sobald er genehmigt ist.
Antwort hinterlassen |
Dossiers
Mediathek
Anzeige (M2) Anzeige (G4) Archiv
nach Monaten
Oktober 2024
|
|
|
Anzeige (G3) |