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"Bolero: Identität, Gefühl und Klang gewordene Poesie" - Das kubanisch-mexikanische Projekt strebt an, den romantischen Musikstil Bolero von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklären zu lassen. Die Entscheidung fällt im November. Der Bolero begeistert Eltern und Großeltern genau wie ihre Kinder und Enkelkinder. Foto: José Nieto via flickr CC BY 2.0 "Bolero: Identität, Gefühl und Klang gewordene Poesie", so heißt das Portfolio des kubanisch-mexikanischen Projekts. Gemeinsam haben die beiden Länder einen Antrag ausgearbeitet, der die Erklärung des romantischen Musikstils Bolero zum Weltkulturerbe zum Ziel hat. Die Entscheidung der UNESCO über die Aufnahme des Bolero in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes fällt im November. Der Bolero – eine Liebesgeschichte in 32 TaktenDer Bolero ist eine Liebesgeschichte in 32 Takten. Entstanden ist er in Kuba und dort schon seit 2021 im Katalog der Ausdrucksformen, die auf der Insel als immaterielles Kulturerbe der Nation ausgezeichnet wurden. Doch schon vor 100 Jahren kam er nach Mexiko. Sowohl Solist*innen als auch Trios, verschiedenste Orchester und Mariachi bedienen sich des Genres mit Klavier, Percussion- und Blasinstrumenten. Besonders wichtig ist die Gitarre, im Spezifischen der etwas kleinere Requinto. Der Bolero ist weit verbreitet, man hört ihn auf Familienfeiern, bei Serenaden, Vereinsfesten und Konzerten, in Restaurants, Bars, Parks und auf öffentlichen Plätzen. Die Begeisterung für diesen Musikstil verbindet Generationen: Eltern und Großeltern schätzen ihn ebenso wie ihre Kinder und Enkelkinder. Die Popularität des Bolero hat auch mit dem Inhalt der Lieder zu tun. Bolero handelt vom Leben, vom Lieben, er ist ein akustisches Abbild leidenschaftlicher Gefühle. Nachahmung, mündliche Überlieferung und nicht zuletzt die Allgegenwärtigkeit des Genres haben zur großen Beliebtheit des Bolero beigetragen, der bis heute im Zentrum familiärer und nachbarschaftlicher Begegnungen steht. Die Texte des Bolero sind von starker romantischer und zugleich moderner Prägung; die Verwendung der spanischen Sprache als Kommunikations- und Identitätsmittel ist kennzeichnend und zugleich verbindend. Der Inhalt der Lieder thematisiert das alltägliche Leben in den Gemeinden, ihre Wurzeln liegen in der Familie, der Nachbarschaft, der Gemeinschaft und dem sozialen Umfeld. "Der Bolero thematisiert die innersten und wichtigsten Werte des Menschen."Silvia Olvera ist davon überzeugt, dass der Antrag auf Ernennung des Bolero zum Weltkulturerbe positiv beschieden wird. Die mexikanische Vertreterin des Antrags will das Musikgenre für zukünftige Generationen erhalten. Gegenüber der mexikanischen Tageszeitung La Jornada erzählt sie, wie es mit dem mexikanisch-kubanischen Projekt vorangeht. „Der Bolero ist ein Kulturerbe, das uns zusammenbringt und unser musikalisches Schaffen bestimmt hat. Er thematisiert die innersten und wichtigsten Werte des Menschen. Der Bolero weckt Gefühle. Er repräsentiert, wer und was wir sind. Wir werden den Bolero weiterhin lebendig halten, mit der UNESCO oder ohne sie. Die Erklärung zum immateriellen Weltkulturerbe wäre allerdings ein wichtiger Schritt für die Musiker*innen, die den Bolero praktizieren und weitergeben. Wir möchten, dass das Genre als würdiges Element unserer Kultur anerkannt wird, das wir beim Blick in den Spiegel wahrnehmen können”. Von Anfang an hat Olvera mit Philosoph*innen und Musikwissenschaftler*innen zusammengearbeitet, um den Antrag vorzubereiten. Damit begann die Reise, die im November in Paris enden wird, wenn die UNESCO ihre Urteil bekannt gibt. Konstante KommunikationIm März 2022 begann ein kubanisch-mexikanisches Komitee, einen entsprechenden Vorschlag auszuarbeiten. Mit einem 10-minütigen Video über mexikanische und kubanische Musiker*innen stellt das binationale Team seinen Antrag in Frankreich vor. Beigefügt sind entsprechende Informationen zum Vorschlag, um das Portfolio zu stärken. Seit Projektbeginn besteht mit der kubanischen Seite eine konstante Kommunikation und Zusammenarbeit an gemeinsamen Projekten. Jeden Montag trifft sich das Team aus Kubaner*innen und Mexikaner*innen, um konkrete Handlungen abzusprechen. Die Vorgaben der UNESCO genau einzuhalten sei oberstes Gebot, erklärt Silvia Olvera. Diese fordert eine vollständige Bewerbungsmappe mit einem ausgefüllten Formular, das sich mit der kulturellen Praxis und deren Bedeutung beschäftigt, die die Antragsteller*innen schützen möchten. Neben dem Video sind auch Fotos einzureichen. Darauf folgt ein Auswahlprozess, der mit einer ersten Revision der Unterlagen beginnt und die Anträge auf fehlende Details prüft. Dreigleisige KulturförderungEin weiterer wichtiger Faktor für die Entscheidung der UNESCO ist laut Olvera, „wie wir aus der Gesamtheit der Menschen, die den Bolero praktizieren, eine Gemeinschaft machen. In Kuba ist das leichter, weil es einmal pro Woche in mehreren Musikvereinen solche Zusammenkünfte gibt. In Mexiko haben wir Mexiko-Stadt und die Halbinsel Yucatán als Haupteinflussgebiete des Bolero definiert. Im Viertel Tlalpan im Süden der Hauptstadt ist die Plaza Armando Manzanero quasi zum „Bolero-Platz“ avanciert; hier gab es immerhin schon drei Konzerte.” Auch am 21. Mai fand um 15 Uhr eine weitere Veranstaltung im Kulturzentrum Los Pinos statt. Dort stellten sich Musiker*innen vor, die der IBM-Ausschuss schon ausgewählt hat, und spielten repräsentative Lieder. “Die Idee dahinter ist, zu schauen, wie sehr die Jugend den Bolero schätzt.” Um ihr Ziel zu erreichen, fährt Silvia Olvera in Kooperation mit Kuba eine dreigleisige Strategie. Bildung und Ausbildung, sagt Olvera, sind essentiell. Im Bereich der Komposition, des Spielens, im Instrumentenbau oder zu Audiosystemen wurden Workshops eingerichtet, damit alle die Grundlagen für den Bolero kennen. Die zweite Ebene bildet die Verbreitung des Bolero. Darunter fallen Veranstaltungen wie Wettbewerbe, Bolero-Nachmittage und Treffen mit Musiker*innen. Die dritte Achse beschäftigt sich mit der Vernetzung von Bolero-Bands und Musiker*innen. Das Ziel besteht darin, „sie beim Aufbau von Netzwerken zu unterstützen, so dass sie einander gegenseitig fördern können”, so Olvera. Initiator*innen des Projekts sind optimistischDiejenigen, die Boleros singen, komponieren und arrangieren, sind die eigentlichen Protagonist*innen des Projekts. „Kuba und Mexiko haben eine Liste an Akteur*innen des Bolero erstellt. Es hat uns sehr viel Arbeit gekostet, wenigstens den Großteil der Künstler*innen zu erfassen. Die Intention dahinter ist, die Unterstützung des Bolero auf der Arbeit dieser Musiker*innen aufzubauen.” Silvia Olvera ist derweil „guter Dinge, dass Mexiko und Kuba mit dem Bolero ein weiteres Element ihrer Kulturen Teil der Weltkulturerbeliste der UNESCO nennen dürfen.” Und warum eigentlich der Bolero? Das muss Olvera nicht lange überlegen: „Der Bolero ist der Ursprung vieler Musikgenres, die Generationen in ganz Mexiko begeistert haben”.
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Text: Leon Latozke
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